250 Jahre Drostei in Pinneberg: Kultur für alle in barockem Ambiente

Die Drostei in Pinneberg vom Park aus gesehen. Foto: C. Schumann
Die Drostei in Pinneberg vom Park aus gesehen. Foto: C. Schumann

Pinneberg. Die Drostei in Pinneberg feiert als eines der bedeutendsten Kulturzentren Schleswig-Holsteins in diesem Jahr ihren 250. Geburtstag – Höhepunkt ist die Festwoche „Drostei Open Air“ vom 16.–23. September.

Wer in Pinneberg Kultur erleben möchte, muss nach oben. Genau dreizehn Sandsteinstufen führen vom Vorplatz an der Dingstätte aus hinauf zum Hauptportal der Drostei – dann öffnet die repräsentative Barocktür Besuchern den Zugang zu Ausstellungen, Lesungen oder Musikveranstaltungen. Seit 1991 beherbergt das bedeutendste Baudenkmal der Stadt an der Pinnau das offiziell „Kulturzentrum des Kreises Pinneberg“ genannte Haus der Kunst. Dass Kulturfreunden beim Betreten des genau 250 Jahre alten Gebäudes ein Hauch von Ehrfurcht erfüllt, hat historische Gründe: Das zwischen 1765 und 1767 im Stil des norddeutschen Backsteinbarock erbaute Herrenhaus war mehr als 100 Jahre bis 1864 lang Amts- und Wohnsitz des Landdrosten, des dänischen Verwalters der damaligen Grafschaft Pinneberg.

Kulturknotenpunkt des Landes

Für Stefanie Fricke ist ihr Arbeitsplatz deshalb Vorteil und Last zugleich. Denn die künstlerische Leiterin der Drostei spürt: „Die erhöhte Lage unserer Hauses verlangt von einigen unseren Besuchern eine gewisse Überwindung.“ Dabei bietet das Programm, das die studierte Musikerin Fricke seit rund fünf Jahren verantwortet, mit viel Kultur für Jedermann das genaue Gegenteil. Und die Besucherzahlen geben der ausgebildeten Flötistin recht: Etwa 6000 Gäste kommen alljährlich zu den Veranstaltungen, Tendenz steigend. Die Bedeutung der Drostei weit über die Region hinaus bestätigt der Titel „Kulturknotenpunkt Schleswig-Holstein“, den das als Stiftung geführte Haus seit Sommer 2016 als eine von nur fünf Institutionen im Land trägt.

„Die Drostei ist ein lebendiges Kulturzentrum“, skizziert Stefanie Fricke ihre Ambitionen bei der Planung des Programms. Dieses soll möglichst viele Menschen in Pinneberg, dem Kreis und gern auch darüber hinaus ansprechen. So finden beispielsweise vier bis fünf wechselnde Kunstausstellungen, ebenso viele Konzerte und mehrere Lesungen statt. Ein Höhepunkt ist das Barockfestival alljährlich im Juni. Auch zeitgenössische Musik werde regelmäßig gespielt, sagt Stefanie Fricke. Erklärende Erläuterungen dazu gebe es gern von Fachleuten: „Wir möchten Kunst auch vermitteln, allerdings ohne den berühmten pädagogischen Zeigefinger“, lacht die Kulturmanagerin. Fricke selbst moderiert dabei immer wieder Angebote, etwa die beliebten „Kammermusikgeschichten für Kinder“.

Talente aus der Region

Überhaupt gehören Kinder und Jugendliche zur Frickes Herzensangelegenheiten. So spielen Angebote wie der lebendige Geschichtsunterricht „Was war los in der Drostei?“ für Schulklassen aus dem Kreis, eine Schreibwerkstatt für Kreative ab zwölf Jahren, die jungen Kulturscouts, die Nachwuchstalente aufspüren sollen, oder die neue Reihe „früh werk“ für OberstufenschülerInnen mit künstlerischem Talent eine zentrale Rolle im Drostei-Leben. Darüber hinaus gehen die Macher mit der Reihe „Drostei unterwegs“ hinaus und bringen Kunst und Kultur in die Region zwischen Hamburg und Elmshorn.

Neben diesen festen Reihen findet in und um die vom damaligen Landdrosten Hans von Ahlefeldt errichtete Drostei – als deren Architekten Experten den Michel-Planer Ernst-Georg Sonnin vermuten – in diesen Wochen mit der Festwoche „Drostei Open Air“ vom 16. bis 23. September als Höhepunkt ein großes Jubiläumsprogramm zum 250. Geburtstag statt. Unterstrichen werden dabei immer wieder auch die bis heute engen Bezüge der Drostei zu Dänemark. Dazu gehören zeitgenössische Kunst und Design der nordischen Nachbarn in der Ausstellung „Genius Loci“ sowie Konzerte unter anderem mit der dänischen Jazz- und Schlagerikone Gitte Hænning (16.9.).

 

Historische Ansicht der Drostei. Foto: PR/Drostei.
Historische Ansicht der Drostei. Foto: PR/Drostei.

EXTRAS

 

Die Drostei in Kürze

Erbaut wurde die Drostei in Pinneberg 1765–1767 vom damaligen dänischen Verwalter, dem Landdrosten Hans von Ahlefeldt. Sogar Dänemarks König Christian VII. (1749–1808) kam damals zu Besuch. Nach 1864 war das Barockgebäude unter anderem Dienstsitz des Landrats des Kreises Pinneberg (bis 1933), später viele Jahre Katasteramt. Seit 1965 steht die Drostei unter Denkmalschutz. 1984 übertrug das Land Schleswig-Holstein das Haus dem Kreis mit der Auflage, dort ein Kreiskulturzentrum zu errichten. Seine Eröffnung wurde 1991 gefeiert.

www.drostei.de

 

Der Jubiläumsherbst der Drostei 2017

Den Auftakt zu den Jubiläumsveranstaltungen der Drostei im Herbst macht die Ausstellung „Genius Loci – Vom (guten) Geist des Raumes“, der die aktuelle Szene von dänischer Kunst und dänischem Design beleuchtet (10. September – 15. Oktober). Die große Festwoche der Drostei findet dann vom 16. bis 23. September unter dem Motto „Das Drostei Open Air: Von vielen für viele“ statt. Dabei treten auf der Wiese der Drostei jeden Tag kostenlos bekannte und unbekannte Musiker, Band oder Chöre auf. Den Eröffnungsabend bestreitet die Dänin Gitte Hænning und Band (16.9.). Das komplette Programm im Internet unter www.drostei.de/programm/360/250-jahre-drostei

 

Erschienen ist zum Jubiläum in neuer Auflage auch das Buch „Kultur – ein langer Weg. Die Geschichte der Pinneberger Landdrostei“, Wachholtz Verlag, 2016, 16,80 Euro.