Nordamerikas Osten: Vier Provinzen, noch mehr Welten – eine Rundreise durch "Atlantic Canada"

 Atlantik Kanada – 20 Tage lang dauerte unsere Reise durch Kanadas Atlantikprovinzen Nova Scotia, New Brunswick, Prince Edward Island und Neufundland. Eine Reise ohne langfristige Planung, sondern als überraschender Vorschlag. Noch überraschender und reicher die vielen Impressionen und Erlebnisse auf dem mehr als 4000 Kilometer langen Rundtrip: Faszinierende Landschaften, die mal skandinavisch, mal schottisch, britisch oder bretonisch wirken. Menschen und Kulturen, mit Einflüssen der "First Nations" Inuit und Indianer, aber natürlich auch der frühen und modernen Einwanderer vom 15. bis ins 21. Jahrhundert. Und dazu gelebte Traditionen, die vom Fischfang bis zu Musik und Arts and Craft, also Kunst und Kunsthandwerk reichen.



Halifax – hier fängt alles an. Wo Rundreisen wie unsere durch Kanadas Osten heute dank direkter Flugverbindungen von und nach Deutschland starten, begann früher für Hunderttausende das Abenteuer der Freiheit: An der Pier 21 in Halifax' Hafen legten zwischen 1928 und 1971 Schiffe aus der ganzen Welt und besonders aus Europa an. Für Einwanderer, Flüchtlinge und Verfolgte auf der Suche nach einem besseren Leben war Halifax jahrzehntelang das wichtigste Eingangstor nach Kanada. Das Denkmal an der belebten Uferpromenade erinnert daran. Mehr über diese bewegende Zeit und viele Einzelschicksale kann man im Immigrationsmuseum im alten Hafengebäude "Pier 21" erfahren.

Auch das ist Halifax: Die größte Stadt in Kanadas Osten ist Wirtschaftszentrum – und Nova Scotias Hauptstadt gibt sich gern hip und trendy. Straßencafés, In-Bars, vegetarische und sogar vegane Restaurants gehören zur Szene. Moderne Architektur wechselt sich mit historischem Charme ab. Was wir am Anfang unserer Reise noch nicht ahnen: Nova Scotia selbst zeigt sich ganz anders als das 400.000 Einwohner große Halifax.

Was für ein Sprung: Kaum haben wir Halifax verlassen, erleben wir Nova Scotia von seiner rauen, wilden Seite. Das Fischerdorf Peggy's Cove liegt an der Südküste der Halbinsel – und wirkt mit seinen abgeschliffenen Granitfelsen wie ein Stück pures Skandinavien. Nur 90 Menschen leben fest in und um Kanadas wohl berühmtesten – und meistfotografierten! – Leuchtturm. Aber tausende Touristen sorgen vor allem in den Sommermonaten für ständigen Trubel.

Typisch Kanada: Leuchttürme in allen Formen und Größen findet man entlang der gesamten Ostküste Kanadas. Denn hier am offenen Atlantik wird plötzlich auftretender Nebel regelmäßig zur Gefahr für Seeleute. Dass Peggy's Cove am Anfang der 500 Kilometer langen Themenroute "Lighthouse Route" beginnt, ist deshalb kein Wunder.

Bunte Holzhäuser – aber keine mittelalterliche Backsteinarchitektur. Wer in Lunenburg an Nova Scotias Südküste norddeutschen Charme erwartet, liegt falsch. Und auch wieder nicht. Denn das neue "Lüneburg" mit seinem schachbrettartigen Grundriss entstand zwar 1753 auf Anregung der englischen Kolonialregierung, seine frühe Prägung aber gaben Lunenburg die 2500 ersten Siedler aus Deutschland und der Schweiz – von denen die meisten aus Lüneburg stammten. Durch die terrassenartig angelegte Altstadt bummelten wir genauso angenehm wie über das Pflaster des "echten" Lüneburg. Dank seines nahezu perfekt erhaltenen Stadtbilds gehört Lunenburg seit 1995 zum Unesco-Welterbe. Wo dort mit Salz gehandelt wurde, war Lunenburgs Handelsware der Fisch: Im heute stillen Hafen lag einst eine der größten Fischereiflotten der Welt.

Natur ist einer der größte Schätze Kanadas. Von den mehr als 40 Nationalparks im ganzen Land, die von der Behörde Parks Canada verwaltet werden, liegen einige der schönsten im Osten. Im  400 Quadratkilometer großen Kejimkujik Nationalpark im Herzen von Nova Scotia waren wir wandern, Kanufahren – und baden. Schlließlich gilt: When in Canada, do like the Canadians do ... Denn: Kanadische Urlauber lieben Strandtage am See, wie hier im Terra Nova Nationalpark in Neufundland. Strandlaken, Campingstuhl, Badetier & Co. schlagen Wanderstiefel und Daypack ganz eindeutig. Das hatten wir nicht erwartet!

Auch das ein wiederkehrendes Phänomen, das uns in Nationalparks – aber nicht nur dort – fasziniert hat: rote Sessel mit Weitblick. "Red Chair Moment" nennen Kanadier nämlich die besonderen Momente im Leben – zum Beispiel faszinierende Ausblicke an Küste(n), in Nationalparks, auf Bergen oder an Fjorden.  An zahlreichen ungewöhnlichen Orten laden rote, bequeme Stühle zum Verweilen und Innehalten ein. Gelegenheiten, die wir angesichts der zahlreichen Reiseeindrücke immer wieder gern genutzt haben.

Um hier aber kein Vorurteil zu streuen: In Kanada wird die großartige Natur nicht nur genossen! In Nationalparks und andernorts gehören Aktivitäten wie Wandern, Kanu- und Kajakfahren oder Mountainbiking zur schönsten Art, die Natur hautnah zu erleben. Tipp: Eine echte Traumwanderung, die auch wir uns nicht entgehen haben lassen, ist der rund zehn Kilometer lange Skytrail im Cape Breton Highlands National Park – der Anzahl der Gleichgesinnten nach zu urteilen vermutlich eine der beliebtesten Wanderungen in Atlantik Kanada. Einsam ist man hier nur abseits der Hochsaison. Macht nichts, unvergleichlich schön ist's dennoch.

Natur und Kultur sind das eine – Zugänglichkeit und Verständnis das andere.  Es beeindruckt und überzeugt, wie im Osten Kanadas Wissen und Wissenswertes vermittelt werden. Mal ganz menschlich beispielsweise in Kirchen, Museen oder in Nationalparks durch einen Ranger wie hier am Cape Breton, der Wanderern Flora und Fauna näherbringt. Ganz ohne belehrend zu sein. Offen und einladend. Kommunikativ und doch diskret. Noch öfter in Form erklärender Schautafeln und Schilder am Wegesrand, die Wale, Pflanzen, Geologie und mehr erläutern. "Interpretation" – also: Erklärung, ganz ohne Belehrung. Dafür lieben wir Kanada!

An diesem Thema kommt im Küstenreich Ostkanada keiner vorbei: Meeresfrüchte gehören traditionell zu Nova Scotia, Neufundland und den anderen Atlantikprovinzen. Das einstige Armeleute-Essen Lobster, also Hummer ist längst zu einer angesagten Delikatesse geworden. Kein Küstenort, in dem nicht für fangfrischen Lobster geworben wird. Direkt vom Fischer (von denen es angeblich rund 30.000 gibt). Oder in einem Restaurant. Wo Lobster mal traditionell, mal modern zubereitet wird. Und was andernorts der Hotdog als schnelle Mahlzeit zwischendurch, ist hierzulande die "Lobster Roll".

Da stehen selbst die internationalen Ableger internationaler Fastfoodketten nicht hintenan. Natürlich haben wir auch andere Köstlichkeiten probiert, zum Beispiel die "World famous Digby Scallops" – auch wenn wir die köstlichen Jakobsmuscheln aus Nova Scotia vorher gar nicht kannten. Dafür jetzt umso besser ...

Ein bunter Anblick sind frisches Gemüse, Obst und andere Spezialitäten der Saison. Nova Scotia gilt als Gemüse- und Obstgarten Kanadas. Oder anders gesagt: Nicht nur Fisch und Hummer haben wir probiert, sondern uns auch an den vielen erntefrischen Rohwaren erfreut. Wo man sie findet? Direkt beim Bauern ab Hof oder einem der Verkaufsstände am Highway. Oder auf einem populären

Farmer's Market in größeren Orten und Städten. Gefallen haben uns auch die Markthallen, zum Beispiel in Saint John oder Moncton – Atmosphäre und Angebot sind einfach toll!

Was für Gegensätze – und welch fazinierende Mischung! Fast an jeder Ecke Ostkanadas findet man andere, neue Einflüsse englischer, schottischer, irischer oder französischer Einwanderer. Die Communities pflegen bis heute (oder heute oft mehr als vor Jahrzehnten) ihre europäischen Wurzeln und pflegen die lebendige Kultur. Wir hatten eine überraschende Begegnung mit den Nachfahren der Akadier, der französischsprachigen Kanadier, am Cape Breton in Nova Scotia: Das Kulturzentrum
Centre de la Mi-carême im Hafenort Grand Étang bei Cheticamp ist nicht nur ein Museum, in dem die Tradition des Maskenfests Mi-carême weiterlebt. Es finden besonders an Wochenenden regelmäßig Konzerte statt – die in ganz Kanada beliebten Kitchen Parties mit lokalen Musikern und Sängern.

Dramatisch – wer auf große Naturschauspiele steht, kommt an Kanadas Ostprovinzen nicht vorbei. Und aus dem Staunen kaum heraus! So wie wir an der Bay of Fundy, die Meerenge, die Nova Scotia von New Brunswick trennt. Atemberaubende Gezeiten findet man ja auch in Normandie und Bretagne oder auf Jersey. Doch die Hopewell Rocks südlich von Moncton schlagen alle Rekorde: An engsten Stellen der Bucht kann der Unterschied zwischen Ebbe und Flut bis zu 16 Meter liegen. Und bei Springflut sogar 20 Meter erreichen. Besonders sehenswert sind die "Flowerpots": bei Ebbe zu Fuß erreichbar, wirken die ausgespülten Felsen bei Flut umgeben vom rotbraunen Meer wie Miniinseln. Und wir wünschten uns mehr Zeit, dem Wechsel der Gezeiten einmal einen ganzen Tag lang zuschauen zu können. Oder sogar mehrere Tage.

Moncton. Die zweitgrößte Stadt in New Brunswick. Und heute eines der größten Zentren der Akadier, der französischsprachigen Einwanderer. Arbeiten akadischer Künstler kann man im Centre d'Art de l'Université finden. Und sonst? Bietet Moncton nicht viele Anlässe für einen Besuch. Außer diesen beiden: Bei Flut drückt der Atlantik Monctons Stadtfluss Petitcodiac River weit ins Binnenland. Fast scheint der dann rotbraun gefärbte Fluss rückwärts zu fließen. Und nicht an Moncton vorbei kommen auch die Fans kurioser Phänomene: Größte Attraktion von Moncton ist nämlich der Magnetic Hill - den Hügel oberhalb der City scheinen Autos im Leerlauf bergauf zu fahren. Scheinen, denn das Ganze ist natürlich eine optische Täuschung. Wir haben's ausprobiert – zumindest bei unserem Auto schien aber die Spaßbremse angezogen. Fünf Dollar, die man sich besser sparen könnte. Wäre da nicht dieser Hang zum Irrationalen ...

Wer da nicht rot sieht ... Zunächst müssen wir gestehen: Auf Prince Edward Island waren wir nur einen Tag. Leider! Denn von der kurz P.E.I. genannten Urlaubsinsel hätten wir sooooo gern mehr gesehen! Die schnell gesammelten Eindrücke waren nämlich richtig verheißungsvoll. Sandstrände mit Badespaß im Norden. Rote Steilküsten und roter Strand im Süden der Insel. Und obwohl P.E.I. die kleinste und am dichtesten besiedelte Provinz Kanadas ist, bilden die fruchtbaren Böden die Grundlage für eine besonders im Inselinnern dominierende Landwirtschaft. "Export"schlager Nummer eins: Die berühmten "P.E.I. potatoes" – fast ein Drittel der kanadischen Kartoffeln kommen angeblich von der Insel, deren sommerlicher Mittelpunkt Charlottetown ist. Gefühlt tummeln sich in dem historischen Hafenort alle der rund eine Million Feriengäste, die das Urlaubs- und Sommereiland besuchen.

An dieser Stelle darum ein Versprechen: P.E.I. – wir kommen wieder! Hoffentlich.

Erstaunlich, wie kreativ sich Kanadas atlantische Regionen zeigen. Selbst in scheinbar entlegenen Winkeln der Provinzen leben Künstler, weisen "Arts and Craft"-Schilder auf Ateliers und Kunst- und Kunsthandwerkverkauf hin. Die Palette des Angebots ist dabei breit und reicht vom Gemälde bis zum Selbstgestrickten. Wie gern sogar plein air gearbeitet wird, erfuhren wir unter anderem in Peggy's Cove in Nova Scotia, wo zahlreiche KünstlerInnen lokale Motive auf Leinwand bannten.

Neufundland macht tatsächlich halbe Sachen: Als einziges Land der Welt beträgt der Zeitunterschied in Kanadas östlichster Provinz keine volle, sondern nur eine halbe Stunde, die zwischen der "Atlantic Time" auf dem Festland und der "Newfoundland Time" liegt. Anders gerechnet: Neufundland ist Europa mit nur viereinhalb Stunden zeitlicher Entfernung näher als Festlandkanada. Und für uns ein Mini-Jetlag während der Reise.

St. John's bringt auch an eher trüben Tage Farbe ins Spiel. Neufundlands Hauptstadt ist nicht nur die östlichste Stadt Nordamerikas – ihre rund 200.000 Einwohner lieben es bunt. Wer durch die Straßen der quirligen Hafenstadt schlendert, deren eisfreier Hafen heute wie einst eine große Bedeutung für die Schifffahrt hat, bekommt schnell gute Laune: Die in allen Regenbogenfarben strahlenden Häuser und die von den Kaianlagen steil ansteigenden Gassen versprühen fast feinen Hauch von San-Francisco-Charme. Wäre da nicht das Wetter ... Aber St. John's liegt halt am Atlantik und nicht am Pazifik.

Als die europäischen Seefahrer und Fischer im 15. und 16. Jahrhundert Kanada und die "Neue Welt" entdeckten, waren sie nicht die ersten auf dem neuen Kontinent: Im Osten von Kanada lebten Inuit und Indianer. Auch Kanadas Verhältnis zu den heute "First Nations" genannten Ureinwohnern war lange gespalten – erst 2008 bat der kanadische Ministerpräsident Stephen Harper die "Native Canadians" erstmals offiziell um Entschuldigung. Heute erzählen vielerorts lebendige Museen die lange verdrängte Geschichte der "First Nations", etwa der Mi'kmaq-Indianer in New Brunswick oder der Beothuk-Indianer, die an der Nordküste Neufundlands leben, als die ersten Europäer kamen. Tipp: Unbedingt lohnend ist ein Besuch im Beothuk Interpretation Center in Boyd's Cove, das wir rund 40 Kilometer südlich von Twillingaet eher zufällig auf dem Weg besuchten. Wissenschaftler fanden hier unweit des heutigen Museums Spuren einer Beothuk-Siedlung. Die Indianer – die fischten, Beeren sammelten und Karibus jagten – bemalten ihren Körper mit rotem Ocker zum Schutz gegen Sonne und Insekten. Der italienische Seefahrer John Cabot, nach dem die wunderschöne, 300 Kilometer lange Panoramastraße rund um das Cape Breton benannt ist, gilt als der Erste, der sie "Rothäute" nannte.

Wale! Und Eisberge! Auf den abgelegenen Hafenort Twillingate im Norden von Neufundland hatten wir uns besonders gefreut. Immerhin nennt sich die kleine Enklave auf den über zahlreichen Dämmen mit dem übrigen Neufundland verbundenen Exploits Islands stolz "Iceberg Capital for the World". Die kennen wohl Ilulissat nicht ... In den Buchten von Twillingate sollen selbst im Juli nämlich noch Eisberge zu sehen sein, die den weiten Weg von Grönland und der Diskobucht an Nordamerikas Ostküste entlang schwimmen. Uns zeigte sich Twillingate selbst für die Einwohner ungewohnt nebelig, kühl (mit teils nur 7°C!) und vor allem stürmisch. Zwei Tage lang peitschte der Wind das Meer auf – und verhinderte auch die erhoffte Waltour. Und wenn selbst die atlantikerprobten Twillingater Kapitäne nicht hinauswollen, muss dies wohl was heißen.

Dank zweier Tipps freundlicher Twillingater aber konnten wir doch noch unsere Naturschauspiele bestaunen: Vom Leuchtturm bei Twillingate aus sahen wir am frühen Morgen Minkwale vor der Küste. Und in der Bucht des eine Autostunde entfernten King's Point sollten Eisberge gesichtet worden sein. Ende Juli! Der Beweis: siehe oben!

Karg, rau, fast eine Mondlandschaft. Die sogenannten Tablelands im Gros Morne National Park sind ganz sicher die ungewöhnlichste, aufregendste Landschaft, die wir in Neufundland erwandern konnten. Das ockergelbe Gestein, das im frühen Sonnenlicht warm leuchtet, ist anders als die Berge der Umgebung nahezu frei von Pflanzen – es handelt sich nämlich um Gestein aus dem Erdmantel, das durch tektonische Aufwerfungen an die Oberfläche gekommen ist. Ein geologisches Phänomen, das es so nur an wenigen Stellen weltweit überhaupt gibt. Seit 1987 gehört der Nationalpark im Westen Neufundlands darum schon zum Unesco-Welterbe.

Milder, aber kaum weniger spektakulär, zeigt sich der Gros Morne National Park ...

... weiter nördlich am Western Brook Pond. Früher ein Fjord, der von Gletschern gebildet wurde, liegt die 16 Kilometer lange und drei Kilometer breite Schlucht heute im Landesinnern. Der bis zu 200 Meter Süßwassersee wirkt mit den 600 Meter steil aufragenden Felswänden auch heute noch wie ein norwegischer Fjord – auf dem im Sommer Heerscharen von Touristen Bootstouren machen.

Schnappschuss! Kanadas östliche Provinzen sind reich an Tieren – von Walen bis Wölfen, von Bibern bis Elchen. Dass die gelb leuchtenden Elch-Warnschilder keine Unterhaltung für Touristen sind, die die langen Autofahrten ab und an mit einem Hauch Folklore unterbrechen, konnten wir selbst erleben. Dieser junge Elch lief uns im Gros Morne National Park über den Weg!


Fehlt da nicht etwas an Reiseeindrücken? An echt Neufundländischem? Ja, es fehlt: der Neufundländer. Und, ehrlich gesagt, fehlte ein "eingeborener" Neufundländer auf unserer kompletten Reise über die kanadische Nordatlantikinsel. Ausgerechnet der berühmte "Newfoundland dog", Arbeitstier bretonischer Fischer, den laut Wikipedia ein englischer Kapitän namens Cartwright erstmals erwähnt haben soll. Das heißt: So ganz stimmt das nicht. Denn zum einen war da in Twillingate die nette US-Amerikanerin aus Tennessee, die alle Einheimischen auf ihren tiefschwarzen, treuen Neufundländer ansprachen. Und dann war da noch dieses Prachtexemplar am Kai in St. John's. Ob Neufundländer selbst noch Neufundländer halten? Wir wissen es wirklich nicht. Vielleicht ist das auch nur ein gut gehütetes Geheimnis.

Und dann war da noch ... diese auffällige Ruhe und Gelassenheit der Menschen in Atlantic Canada. Klar, es klingt wie ein Klischee und hängt auch nicht selten mit der ruhigen, alltagsfernen Urlaubsstimmung zusammen, die einen auf Reisen befällt. Und doch: "Take Time for all Things" – gesehen auf einer selbstgestickten Fahne im Women's Institute in Twillingate – könnte das Motto unseres Rundtrips gewesen sein. Denn die Menschen in Nova Scotia und Neufundland nehmen sich wirklich Zeit. Ganz gleich, ob es beim sorgsam-exakten Einräumen von Regalen im Supermarkt geht, um die zwischenmenschlichen Momente beim Plausch an der Supermarktkasse, das Bedienen im Café oder das Kochen im Restaurant. Überstürzt wird hier nichts. Noch nicht? Hoffentlich niemals! Und einmal mehr dämmert uns Europäern, dass wir womöglich doch die ein oder andere marktwirtschaftliche Lektion zu viel gelernt haben ...


See you, Atlantic Canada!

 


Meine Reise durch Kanadas östliche Provinzen Nova Scotia, New Brunswick, Prince Edward Island und Neufundland im Juli 2015 erfolgte auf Einladung des Nordamerikaspezialisten CRD International in Hamburg. www.crd.de.

 

Die dreiwöchige Rundreise "Atlantik Kanada Explorer" ist bei CRD ganzjährig buchbar.

 

Weitere Reiseinformatinen:

Nova Scotia: www.novascotia.com/deutsch/willkommen-in-nova-scotia

Prince Edward Island: www.tourismpei.com/besucher-guide

New Brunswick: www.tourismnewbrunswick.ca

Neufundland: www.newfoundlandlabrador.com