Hipgnosis, Pink Floyd und die anderen: Ein Dreieck als Zeitfenster – eine Ausstellung in Oberhausen

Ein Klassiker: Coverfoto auf Pink Floyds Album "Wish you where here". Foto: Christoph Schumann, 2024
Ein Klassiker: Coverfoto auf Pink Floyds Album "Wish you where here". Foto: Christoph Schumann, 2024

AUSSTELLUNGSBESUCH von Christoph Schumann

 

Oberhausen (cs). Kaum durch die schwere Tür zur Ausstellung gegangen, wird man fast magisch angezogen vom großen Dreieck gleich gegenüber. Vielleicht zwei mal zwei Meter ist das glänzende Trigon auf schwarzem Hintergrund groß. Das Prisma zerlegt einen weißen Lichtstrahl in seine Spektralfarben, die bunt die rechte Hälfte des Bildes füllen. Besucher der Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen, die der Boomergeneration der 1960er und 70er angehören – und das ist die Mehrheit – nimmt das raumgreifende Bild mit auf eine Zeitreise. Denn das symbolgeladene Dreieck ziert eines der legendärsten Alben der Rock- und Postgeschichte: Pink Floyds „The Dark Side of the Moon“, das vor wenigen Monaten seinen fünfzigsten Geburtstag feierte.

Retrospektive bis Ende Mai zu sehen

Gestaltet wurde das metaphorisch Albumcover, das noch bis Ende Mai in der Retrospektive „HIPGNOSIS.BREATHE – Album Cover Art and Photo Design“ im Ruhrgebiet zu sehen ist, von den beiden Designern Aubrey Powell, geb. 1946, und Storm Thorgersen (1944–2013), die zu den größten Kreativen der Musikära zwischen 1967 und 1984 gehörten. Im britischen Fotodesign-Studio entstanden in den eineinhalb Jahrzehnten mehr als 400 Plattencover für internationale Bands und Musiker. Schon im klassischen LP-Format erzählen die Entwürfe Geschichten, wie sie schon auf CD-Frontseiten nicht mehr darzustellen waren. Um vom bildlosen Musikstreaming heute gar nicht zu reden. Dass die Alben von Pink Floyd dabei besonders herausragen, verwundert nicht, wenn man weiß, dass Powell und Thorgersen mit Bandmitgliedern wie Roger Waters und David Gilmore eng befreundet waren. Die Kuh auf „Atom Heart Mother“ (1970) und das aufblasbare Ballonschwein über dem Kraftwerk Battersea Power Station in London auf „Animals“ (1977) gehören deshalb zu den stärksten Motiven der sehenswerten Ausstellung. Doch auf dem Weg über die drei Etagen der Galerie lassen sich zahlreiche weitere Ikonen der Musikgeschichte finden, die noch heute Kult sind. Darunter LP-Cover von AC/DC, Led Zeppelin, Peter Gabriel, Yes, Police, 10cc, The Nice und vielen anderen (wieder)entdecken Musikern und Bands.

Atelier benannt nach Schriftzug

Powell und Thorgerson benannten ihr Atelier nach einem Schriftzug, den der Legende nach Syd Barrett von Pink Floyd über ihre Studiotür gesprüht haben soll. Die widersprüchliche, ironische Vereinigung der Bedeutung von Hip – also neu, cool, trendy – und Gnosis – altgriechisch für Wissen – passte zu ihren neuen, ungewöhnlichen Ansätzen. Ähnlich paradox und humorvoll sind ihre Designideen. Anders als andere Gestalter arbeiteten die beiden nur selten mit Porträtaufnahmen der Musiker. Eine der wenigen Ausnahmen bilden die Alben Peter Gabriel I bis III, die heute besser bekannt sind unter den Namen ihrer Gestaltung „Car“, „Scratch“ und „Melt“. Sie allein füllen eine ganze Wand der Ausstellung. Viele LP-Hüllen sind inspiriert von surrealistischen Kunstwerken mit rätselhaften Momente. Einige Motive entstehen durch Experimente mit Polaroid-Technik, andere durch Assoziationen mit den Albumtiteln. Hinter den endgültigen Aufnahmen verbergen sich häufig ganze Geschichten und ungewöhnliche Begebenheiten. Die Oberhausener Ausstellung geht diesen nach, indem sie die wichtigsten Designs des Duos vereint und in beeindruckender Weise auf mehr als 120 großformatigen Kunstdrucken Fotografien sammelt. Zum Teil handelt es sich dabei um Entwürfe, die letztlich doch nicht realisiert worden sind. Außerdem sind mehr als zwanzig originale Plattenhüllen zu sehen. Ergänzt werden diese Exponate durch den neuen Dokumentarfilm „Eclipse“ von Aubrey Powell für Pink Floyd anlässlich des 50. Jubiläums von „The Dark Side of the Moon“, der 2023 in Australien entstand.

 

Soundwalk durch "Hipgnosis"
Ergänzt und musikalisch untermalt wird „Hipgnosis“ durch einen Soundwalk, der die Musik zu bzw. hinter den Designs erlebbar macht. Überhaupt ist die Ausstellung der perfekte Anlass, das visuelle Erlebnis später zuhause fortzusetzen – beim Klang einer originalen LP. Oder, ganz zeitgemäß, mit 70er Formatradio oder Streaming der längst klassischen Alben.

Das Cover aller Cover: Magisches Dreieck auf "The Dark Side of the Moon" von Pink Floyd. Foto: Christoph Schumann, 2024
Das Cover aller Cover: Magisches Dreieck auf "The Dark Side of the Moon" von Pink Floyd. Foto: Christoph Schumann, 2024

Informationen zur Ausstellung
„Hipgnosis-Breathe. Celebrating 50 Years ›The Dark Side of the Moon‹“ ist noch bis 20. Mai in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen, Konrad-Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen, www.ludwiggalerie.de zu sehen. Das Museum ist Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 8 Euro für Erwachsene, ermäßigt 4 Euro, Familien (zwei Erwachsene plus Kinder) 12 Euro.