Zwischen Norden und Süden: Das ostfranzösische Montbéliard ist ein idealer Halt zwischen Nordddeutschland und Südfrankreich

Blick auf die Kirche Saint-Maimboeuf und Montbéliard. Foto: Christoph Schumann, 2023
Blick auf die Kirche Saint-Maimboeuf und Montbéliard. Foto: Christoph Schumann, 2023

REPORTAGE Montbéliard/Frankreich (cs). 400 Jahre lang gehörte Montbéliard zu Württemberg – heute ist die ostfranzösische Stadt ein idealer Halt auf halbem Weg zwischen Nordddeutschland und Südfrankreich. Geschichte und Industriegeschichte prägen das Bild des lebendigen Ortes.

 

Mittelalterlicher Kern

„Ich lebe gern in Montbéliard“, lacht Anais Baronnat, während wir auf dem Rundgang vor der Kirche Saint Martin im Herzen der 25.000-Einwohner-Stadt angekommen sind. Das 1604 erbaute Gotteshaus ist heute die älteste evangelische Kirche des Landes (und leider gerade wegen Renovierung geschlossen). „Montbéliard verbindet alt und neu. Es hat einen mittelalterlichen Kern rund um das Schloss hoch oben auf dem Felsen. Gleichzeitig hat es aber viele moderne Seiten wie eine renommierte Musikakademie, Cafés und natürlich das Werk von Stellantis mit dem Peugeot-Museum“, ergänzt die junge Französin, die der Beruf vor zwei Jahren aus dem südlichen Narbonne in den Osten Frankreichs verschlagen hat. Nicht einmal eine Stunde ist es von Basel in der Schweiz, ebensoweit via Mulhouse bis an die deutsche Grenze bei Müllheim.

Herzöge von Württemberg

Doch eng und geschichtsträchtig ist die Verbindung Montbéliards ans nahe Württemberg – das Schloss, das auf einem Felsen hoch über dem Ort am Fluss L’Allan thront, ist der weithin sichtbare Beleg dafür. „Rund 400 Jahre haben die Württemberger die Region um Montbéliard, das auf Deutsch Mömpelgard hieß, regiert und mit ihrer Kultur bis heute geprägt“, sagt Guide Anais Baronnat. Zahlreiche Renaissancegebäude prägen Stadt und Umgebung, darunter Kirchen wie Saint Martin. Doch über allem steht das Chateau des Ducs de Wurtemberg. Vom einst imposanten Schloss der Herzöge von Württemberg, errichtet im 15. und 16. Jahrhundert, sind heute nur noch die beiden Türme „Henriette“ und „Frédéric“ sowie das Wohngebäude aus dem 18. Jahrhundert erhalten. Alle übrigen Elemente wurden vor zweihundert Jahren durch klassische Gebäude ersetzt. Lohnend ist ein Rundgang (nur Führung) durch das Schlossmuseum, das unter anderem die Geschichte des Hauses erzählt, aber auch Porträts der Grafen und Gräfinnen von Württemberg sowie sehenswerte Möbelstücke aus Montbéliard beherbergt.

Die alten Markthallen

Noch mehr darüber, wie man früher in Montbéliard lebte und wohnte, erfährt man im Musée d’Art et d’Histoire an der Place Saint-Martin. Das Kunst- und Geschichtsmuseum ist zuhause in einem eleganten Wohnhaus von 1774. Besonders im ersten Stock mit seinen romantischen Fresken und Intarsien scheint die Zeit der württembergischen Herrschaft stehengeblieben. Moderner zeigt sich Montbéliard in den Einkaufsstraßen wie der Rue George Cuvier, an der sich edle Boutiquen mit einfachen Bars abwechseln. Nur wenige Schritte sind es von hier zu „Les Halles“, den alten Markthallen am gleichnamigen Platz. Leider musste das quirlige Markttreiben von einst längst normalen Mode- oder Bioläden weichen. Grün zeigt sich Montbéliard vor allem am Fluss, wo der Pavillon des Sciences wissenschaftliche Entdeckungen bietet. Noch weiter hinaus muss, wer die landwirtschaftliche Seite der Region entdecken will: „La Montbéliard sind überall in Frankreich bekannt“, erzählt Anais Baronnat. Und meint damit die gleichnamigen Kühe der Rasse Simmentaler, die heute die zweitwichtigste Milchviehrasse in der Republik ist. Regionale Käsesorten wie „Comté AOP“ und „Morbier“ sind populärs Spezialitäten nicht nur für Kenner.

 

Automobilgeschichte und mehr bei Peugeot
Apropos populär: Ein Besuch Montbéliards wäre nicht komplett ohne einen Abstecher zum Musée de l’Aventure Peugeot. Auf 6000 Quadratmetern zeigt das Museum im zu Montbéliard gehörenden Sochaux in Dauer- und Sonderausstellungen die Entwicklung der Peugeot-Fabrikation - heute Stellantis mit Citroen – von frühen Sägeblättern, Kaffeemühlen und Nähmaschinen über Fahrräder bis hin zu Autos der jüngeren Zeit. Im Mittelpunkt der aktuellen Sonderschau steht das langjährge Erfolgsmodell Peugeot 205.

Historische Fahrzeuge im Peugeot Museum in Sochaux. Foto: Christoph Schumann, 2023
Historische Fahrzeuge im Peugeot Museum in Sochaux. Foto: Christoph Schumann, 2023

Mehr Informationen
Anreise: Montbéliard, zu Deutsch Mömpelgard, liegt an der französischen Autobahn A36 im Osten Frankreichs. Montbéliard liegt rund 860 km via A7 und A5 von Hamburg bzw. etwa 120 km von Freiburg im Breisgau entfernt. Die Stadt bietet sich auf dem Weg von Norddeutschland nach Südfrankreich ideal als Zwischenstopp an. Sie ist auch gut über einen TGV-Bahnhof von Frankfurt/Main zu erreichen.

Besonderer Tipp: Noch bis einschließlich 22. August finden in Montbéliard bunte Spektakel statt. Immer dienstags um 20 Uhr und sonntags um 18 Uhr werden auf dem großen Vorplatz des Schlosses der Herzöge von Württemberg Musik-, Tanz-, Theater,- und Zirkusvorstellungen geboten. Der Eintritt zu den Spektakeln ist frei. Zum Jahresende erstrahlt die Stadt im Glanz der „Lumières de Noël“ und bietet den berühmtesten Weihnachtsmarkt Frankreichs, der der viertgrößte Europas sein soll.

Die Region: Das „Pays de Montbéliard“ an der burgundischen Pforte mit 140.000 Einwohnern ist die französische Kulturhauptstadt 2024. Das Gebiet über 450 km² liegt südlich der Vogesen und nördlich des Jura. Freizeit im Freien ist daher mit Wanderungen im Juragebirge, Hausbootfahrten und Radtouren auf dem Fernradweg EuroVélo6 ein Genuss.

Reiseinformationen gibt es beim Office de Tourisme du Pays de Montbéliard, 1 rue Henri Mouhot, F-25200 Montbéliard, www.paysdemontbeliard-tourisme.com

 

Stand aller Angaben: Juli 2023

Das Café Central am Place Denfert-Rochereau in Montbéliard. Foto: Christoph Schumann, 2023
Das Café Central am Place Denfert-Rochereau in Montbéliard. Foto: Christoph Schumann, 2023