Reiseziel für besondere Anliegen: 160 Jahre Wallfahrsort Lourdes

Im Heiligen Bezirk von Lourdes: Blick vom Rosenkranzplatz auf die Rosenkranz-Basilika (unten) und die Basilika Mariä Empfängnis mit ihren drei Türmen (oben). Foto: C. Schumann
Im Heiligen Bezirk von Lourdes: Blick vom Rosenkranzplatz auf die Rosenkranz-Basilika (unten) und die Basilika Mariä Empfängnis mit ihren drei Türmen (oben). Foto: C. Schumann

Lourdes. Einzeln werden die Pilgergruppen begrüßt, die sich an diesem späten Samstag Nachmittag auf dem weiten Prozessionsplatz vor der neo-byzantinischen Basilika Mariä Empfängnis in Lourdes versammeln. Gläubige aus ganz Europa sind darunter, viele Katholiken aus Mittelamerika – und tausende besonders weit gereiste Marienverehrer und -verehrerinnen von den Philippinen, die sich um die gekrönte Marienstatue versammeln. Die Zahl der Fernreisenden steigt im Wallfahrtsort am Fuß der französischen Pyrenäen von Jahr zu Jahr. Dagegen kommen heute spürbar weniger Pilgerzüge oder –busse aus den einst mehrheitlich repräsentierten europäischen Ländern wie Spanien, Italien Deutschland, Österreich oder Frankreich selbst.

Nur Paris ist beliebter

Dennoch zählt Lourdes auch heute noch bis zu sechs Millionen Besucher jährlich. Damit steht der kleine Ort in der Region Hautes-Pyrénées mit seinen nicht einmal 14.000 Einwohnern nach Paris auf Platz zwei der meist besuchten Städte Frankreichs. Doch während Cityreisende in der französischen Hauptstadt zwischen Louvre, Eiffelturm oder Shoppingcentern bummeln, suchen die Pilger in Lourdes Hoffnung und Stärkung. Und das seit genau 160 Jahren. Im Februar 1858 änderte sich im provinziellen Lourdes alles, als der vierzehnjährigen Müllerstochter Bernadotte Soubirous an der Grotte von Massabielle wenige Meter vom Fluss Gave du Pau die Mutter Gottes erschienen sein soll. Bernadette war dabei, Holz zu ameln, als sie eine wunderschöne Frau in der Grotte wahrnahm. Sie war weiß gekleidet und trug einen blauen Gürtel. Während einer ihrer insgesamt achtzehn Visionen – die letzte erfolgte im Juli – legte Bernadette die Felsaushöhlung, in der sonst Schweine gehütet und Müll verbrannt wurde, frei. Seit 1864 steht in der Felsnische eine Marienstatue von Joseph-Hugues Fabisch, die der Marienbeschreibung der 1933 heiliggesprochenen Bernadette nachempfunden ist.

Hier entspringt auch das Lourdeswasser, dem heilende Kräfte nachgesagt werden. Hunderte Pilger füllen an unterhalb des Felsens angebrachten Wasserhähnen tagtäglich kleine und größere Kanister, um das begehrte Nass mit nach Hause zu nehmen. Als erste von Rom anerkannte Wunderheilung gilt die Gesundung von Catherine Latapie, die noch im Jahr der Erscheinungen ihren teils gelähmten Arm in die Quelle hielt und geheilt wurde. Und schon 1862 erkannte der für Lourdes zuständige Bischof von Tarbes die Erscheinungen als wahr an, weil Bernadette glaubwürdig von ihrer Begegnung mit der Gottesmutter und Jungfrau Maria Zeugnis ablegte. Gleichzeitig gab es immer mehr Berichte von Heilungen Kranker – mehr als 7000 wurden seitdem offiziell gezählt. Knapp 70 davon hat die römisch-katholische Kirche als Wunder anerkannt.

Gotteshaus für 25.000 Menschen

Wer die Pilger und Pilgerinnen in Lourdes erlebt, die teils mit Gehhhilfen, teils auf altertümlich wirkenden Rollwagen zu Lourdes’ Wallfahrtskirchen und der kleinen Grotte ziehen, ist beeindruckt von der Kombination aus tiefer Gläubigkeit und gelassener Hoffnung. Das Stimmengewirr von allen Kontinente mischt sich bei Gesprächen, Gebeten und vor allem beim Singen bekannter Marienlieder – synchron in den verschiedensten Sprachen. Besonders beeindruckend sind die Gottesdienste in der riesigen unterirdischen Basilika Pius X. Atemberauende 25.000 Menschen können sich in der 1958 geweihten Kirche, die in Sichtweite der traditionsreichen Rosenkranz-Basilika erricht wurde, versammeln. Das Gebäude aus Spannbeton ist mit 191 Metern Länge und 61 Metern breite noch mehr ein halbes Jahrhundert nach seiner Eröffnung eine der größten christlichen Kirchen der Welt. Die spirituelle Atmosphäre beherrscht Lourdes während der ganzen Pilgersaison vom Frühjahr bis in den Spätherbst. Nur in den Wintermonaten wirkt Lourdes manchmal wieder wie das Dorf von einst.

Die Grotte der Erscheinungen mit der Marienstatue von Joseph-Hugues Fabisch. Foto: C. Schumann
Die Grotte der Erscheinungen mit der Marienstatue von Joseph-Hugues Fabisch. Foto: C. Schumann

Reiseinformationen

Alle Informationen zum Wallfahrtsort Lourdes, besonderen Festen, Öffnungszeiten der Kirchen, Wallfahrtsunterkünfte u.a. unter www.lourdes-frances.org/de.