"Einmal – und nie wieder" – Textilkünstlerin Timmi Kromann auf Bornholm

Svaneke/Bornholm. Im kleinen Hafenort Svaneke auf Bornholm stellt Textildesignerin Timmi Kromann in ihrem Ladenatelier „Kokolores“ Unikate und Eigenentwürfe aus Wolle und Stoff her.

Timmi Kromann ist immer noch da. Auf Bornholm, ihrer Lieblingsinsel. Eigentlich wollte die 54-jährige Textildesignerin nur ein Sabbatjahr von ihrer damaligen Tätigkeit als Hebamme nehmen, als sie 1990 auf die dänische Ostseeinsel kam. „Aber ich lebe immer noch hier“, lacht die gebürtige Kielerin, „und ich fühle mich richtig wohl.“ Dass ihr Lebensweg die Norddeutsche auf die östlichste Insel des nordischen Königreichs führen und dann auch noch als Kunsthandwerkerin in den kleinen Hafenort Svaneke verschlagen würde, war nicht vorherzusehen. Oder vielleicht doch.

Denn zwei Leidenschaften treiben die quirlige Designerin schon seit Kindheits- und Jugendtagen an: die Liebe zu Stoffen und Handwerk einer- und die Liebe zu Dänemark andererseits. „Schon als 18-Jährige wollte ich weg von zuhause und bin nach Kopenhagen getrampt“, erinnert sich Timmi Kromann an ihre erste Begegnung mit dem Land der Inseln und Küsten, das sie nie mehr so ganz losließ. Noch davor liegen ihre kreativen Anfänge, als der Teenager Mützen und andere Stücke für seine heiß geliebten Barbiepuppen strickte. „Meine Mutter fragte mich immer, was das denn für ein Kokolores sei“, sagt Kromann, für die es darum bei der Namenswahl für ihr Ladenatelier im Brænderigænget keine Zweifel gab: „Kokolores – alles andere hätte nicht gepasst.“ Eröffnet hat Kromann „Kokolores“ 2002 im Anschluss an Heirat und Babypausen für zwei ihrer Kinder sowie die erfolgreichen Ausbildung zur Textilkünstlerin an der Bornholmer Abteilung von Danmarks Designskole in Hasle Ende der 1990er Jahre.

Kromanns Geschäft liegt in einer schmale Künstlergasse im Herzen von Svaneke mit Nachbarn wie Glasbläsern und einer Lakritzmanufaktur. Wer das Lokal in einem historischen Fachwerkgebäude betritt, taucht ein in ein Reich der Farben, ausgesuchter Stoffe und außergewöhnlicher Wollqualitäten. Kleider, Röcke, Mäntel oder Pullover entstammen eigenen Entwürfen und werden von der engagierten Designerin – Kromann setzt sich unter anderem im Vorstand der Arts & Crafts Association Bornholm für die Belange der mehr als 60 Kunsthandwerker auf Dänemarks einziger Felseninsel ein – in der angeschlossenen Werkstatt selbst gefertigt. „Meine Stoffe finde ich in Italien. Jeden Februar reise ich nach Florenz und kaufe das Schönste, das ich an Restbeständen der Vorjahreskollektion großer Modehäuser finden kann“, so Kromann. Oft ist der hochwertige Stoff so knapp, dass nur ein Unikat entsteht: „Das gibt es dann nur einmal – und nie wieder.“

Andere Modelle gehen in kleinen Serien. Denn der klare, farbenfrohe Stil von „Kokolores“-Mode wie Kleid „Jackie“ oder Rock „Kaya“ gefällt auch Kundinnen jenseits von Bornholm. So ist der Mantel „Swing“ beispielsweise im Shop des weltberühmten Kunstmuseums Louisiana in Humlebæk erhältlich. Trends folgt Kromann dabei nicht, sie setzt auf Dauer: „Meine Entwürfe sollen zeitlos sein. Man soll die Stücke auch in zehn Jahren noch gern tragen können – egal, ob privat in der Freizeit oder im Büro oder zu Festen.“ Die eigentliche Liebe der Gestalterin aber gehört ihren Strickwaren, für die sie außerhalb von Bornholm besonders bekannt ist und mit denen sie regelmäßig an Ausstellungen teilnimmt. Die Modelle für Pullover, Ponchos und Co. sowie spezielle Einzelstücke und Kleinserien entstehen zunächst auf Strickmaschen im Atelier, das man über eine schmale Treppe vom Verkaufsraum aus erreicht. Für die Fertigung größerer Mengen konnte sie eine kleine Manufaktur in Jütland gewinnen. „Wenn es nach mir ginge, würde ich mich nur auf Strickwaren konzentrieren. Aber gerade jetzt in der warmen Jahreszeit möchten Frauen auch gern leichte Kleidung kaufen“, so Kromann, die ihrer norddeutschen Heimat nach wie vor verbunden ist und regelmäßig besucht.

Einen echten Überraschungserfolg landete Kromann im vergangenen Jahr: Der farbenfrohe Halswärmer „Halsedisse“, ein Ersatzschal in Form eines Troyerkragens mit Reißverschluss, sorgt weit über Svaneke hinaus für Aufmerksamkeit. In ihrer Wahlheimat erhielt sie für dafür im letzten Jahr den renommierten Designpreis „Danish Crafts Collection 17“. Auch auf deutschen Handwerksmesse wie der „Bestrickend“ in Hannover oder der „Eunique“ im Mai in Karlsruhe fand das praktische Accessoire viel Resonanz bei Experten wie Kunden. Gute Ideen sind eben grenzenlos.


Danke für den netten Besuch!


www.kokolores.dk


PS. Der Artikel entstand im Sommer 2014.