Dänische Archäologen vermuten: Schon vor mehr als 100.000 Jahren lebten Menschen in Dänemark

Von Christoph Schumann

 

NEWS Kopenhagen/Seeland (cs). Möglicherweise lebten schon weit früher Menschen auf dem Gebiet des heutigen Dänemark als bisher angenommen. Das vermuten dänische Archäologen nach Ausgrabungen, die sie in den vergangenen sechs Wochen an der Küste Ejby Klint am Isefjord im Norden der Hauptstadtinsel Seeland vorgenommen haben. Forscher des Roskilde Museums und des dänischen Nationalmuseums fanden demnach Spuren menschlicher Artefakte, die rund 120.000 Jahre alt sein können. In tief liegenden Erdschichten entdeckte die Archäologen Feuersteine und Muschelschalen, die Spuren handwerklicher Bearbeitung aufweisen könnten. Wäre dies so, müsste womöglich ein früher Teil der dänischen Geschichte ganz oder teilweise neu geschrieben werden.

"Wenn wir tatsächlich herausfinden, dass die von uns entdeckten Steine von Neandertalern bearbeitet wurden, würden wir dänische Geschichte schreiben", sagt der zuständige Forschungsleiter Lasse Sørensen vom Nationalmuseum in Kopenhagen. "Und wäre dem doch nicht so, würden wir andere Möglichkeiten zu weiterer Forschung erhalten."

 

Die Ausgrabungschichten, in denen die dänischen Experten jetzt nach historischen Funden suchten, liegen in einer Tiefe, die zwischen den beiden letzten Eiszeiten lagn – in einer bis zu vier Grad Celsius wärmeren Erdphase vor rund 115.000 bis 130.000 Jahren. Bisher war man davon ausgegangen, dass die ersten Siedler auf dänischem Gebiet vor etwa 14.000 Jahren Rentierjäger waren. Würden die neuen Funde die Neandertaler-Theorie unterstützen, könnten sie einen bereits in den 1960er Jahren gemachten Fund bestätigen: Damals fand ein Hobbyarchäologe ebenfalls bei Ejby Klint bearbeiteten Feuerstein. Seine Vermutung auf frühere Besiedlung wurde bislang aber nicht wissenschaftlich unterstützt. Das könnte jetzt der Fall werden.