Unikate für den Hang: Ski- und Snowboard-seminare in Garmisch-Partenkirchen

Garmisch-Partenkirchen. In seinen Workshops zeigt der Garmisch-Partenkirchener Ex-Skiprofi Axel Forelle Wintersportlern, wie man individuelle Skier und Snowboards baut – unter den Teilnehmern sind auch viele Hamburger und Norddeutsche.

Rohmaterial: Axel Forelle zeigt das Innenleben seiner Skimodelle. Foto: C. Schumann, 2016
Rohmaterial: Axel Forelle zeigt das Innenleben seiner Skimodelle. Foto: C. Schumann, 2016

Wenn Axel Forelle an Hamburg denkt, denkt er an Skier. Was insofern zunächst nicht außergewöhnlich ist, als der ehemalige Ski-Rennsportler fast immer an sein Lieblingsthema denkt. Denn Skier sind für den gebürtigen Garmisch-Partenkirchener seit Kindertagen die Bretter, die die Welt bedeuten. „Schon mit zweieinhalb Jahren habe ich auf Skiern gestanden“, erinnert sich der 29-jährige Oberbayer, der viele Jahre als Slalom- und Riesenslalomfahrer im internationalen Skirennsport für seinen Heimatclub SC Partenkirchen – dem auch Stars wie Maria Höfl-Riesch und Felix Neureuther angehören – international unterwegs war.

Dass sich auch nach seiner aktiven Karriere bei Axel Forelle alles um die schönste Jahreszeit in den Alpen drehen würde, hatte der dynamische Kreative eigentlich nicht geplant. Denn nach dem Studium der Wirtschaftsjuristik arbeitete er anfangs in einer Münchner Sportagentur. „Einer unserer Kunden wünschte sich dort plötzlich individuelle, gebrandete Skier für sich und seine Marke“ erinnert sich der damalige Projektleiter. „Es gab aber nur Standardausrüstung auf dem Markt. Also haben wir angefangen zu basteln.“ Etwa zwei Jahre vergingen von diesem ersten Spezialauftrag als Initiativzündung bis zur eigenen Geschäftsidee: „Gemeinsam mit zwei Freunden habe ich in Gesprächen mit Ski- und Wintersportfans immer wieder ein Interesse an individueller Ausrüstung gespürt. Und daran, mehr Hintergrundwissen über Ski und Technik zu erhalten.“

Gesagt, getan: Seit 2012 veranstaltet Axel Forelle nun schon Workshops zum Ski-, Snow- und Splitboardbau für Jedermann. Dass dafür nicht die bayerische Hauptstadt, sondern sein Geburtsort Partenkirchen der richtige Standort ist, stand für den leidenschaftlichen Ski- und Snowboardfahrer schnell fest: „Hier liegen die Alpen vor der Haustür – und selbst in milden Wintern wie diesem sind die Pisten bei Garmisch oder auf der Zugspitze offen. Dass mein Zuhause und meine Freunde auch hier sind, macht es noch leichter, unser Wissen und unsere Leidenschaft authentisch weiterzugeben.“ Wer die Ladenwerkstatt von Build2Ride in einem der typischen historischen Häuser mit bunter Lüftlmalerei in der traditionsreichen Ludwigstraße betritt, taucht ein in eine kreative Atmosphäre aus Holz und Hightechfasern, altem Handwerk und Technologien aus dem 21. Jahrhundert. Hier und in der größeren Werkstatt im nahen Farchant lernen Freizeitsportler, aber auch Profis von September bis Mai an jedem Wochenende in Gruppen von maximal zehn Teilnehmern, wie sie ihren ganz persönlichen Ski bauen. „Herzstück eines jeden Skis ist der Kern aus Eschenholz“, sagt der Experte Forelle. „Diesen fräst jeder Kursteilnehmer zunächst aus einem Rohling, angepasst an seine Größe, sein Gewicht und seine Fahrkünste. Auf diesen Spannungsträger werden dann insgesamt zehn Schichten aus Glasfaser-Karbon-Gewebe aufgebracht. Zum Schluss folgen Kanten und Bindung.“ Das Besondere: Jeder Ski und jedes Snowboard – ob Carver, Tourenski, Twintop oder Freerider – wird mit Farbe, einem eigenen Foto oder anderen Applikationen zu einem echten Unikat. Und damit auf jeder Piste der Welt einmalig.

„Der Trend geht im Wintersport eindeutig Richtung Optik“, erklärt Forelle den Wunsch nach der Abkehr von der Massenware. „Ski dürfen gern schnell aussehen, müssen aber nicht unbedingt schnell sein. Eher bequem und beherrschbar.“ Ein weiterer Grund für die wachsende Nachfrage nach seinen alpinen Skibaukursen: „Zu uns kommen viele Städter, Angestellte und Büromenschen, die gern mal wieder etwas mit eigenen Händen fertigen wollen. Die Handwerkstätigkeit ist ein Ausgleich für die Woche am Computer – und kleines Stück Work-Life-Balance.“ Darum vermittle er in den dreitägigen Skibau-Seminaren auch nicht nur Technik, sondern auch naturnahes Lebensgefühl. „Unsere Arbeit besteht zu fünfzig Prozent aus Psychologie.“ Dass jeder Teilnehmer nach erfolgreichem Kurs (s)ein selbstgebautes fertiges Ergebnis mit nach Hause bzw. auf die Piste nehmen kann, sei aber jedes Mal das eigentliche Erfolgserlebnis.

Das Spektrum der Kursteilnehmer ist so bunt wie das Bild auf den Abfahrtspisten um Garmisch-Partenkirchen: „Zu uns kommen Frauen und Männer, Jugendliche mit 14 ebenso wie ältere Aktive mit 74 Jahren. Erfolgreiche Unternehmer im besten Alter ebenso wie Endzwanziger und Berufseinsteiger, die in ihrer Freizeit einen Kick und Ausgleich zum Job suchen. Leute, die in den Alpen Skifahren, aber auch neue Herausforderungen in Nordamerika oder Japan suchen“, so Forelle. Zwar kommen die meisten Hobby-Skibauer aus Süddeutschland, rund fünf Prozent aber auch aus Hamburg und dem Norden. „Und darunter sind einige Wiederholer“, ist Forelle überrascht. Skifahren bleibe offenbar auch bei Norddeutschen populär – auch in milden Wintern.