Ein Mann und seine Fotos: Anton Corbijn in Hamburg

Anton Corbijn in seiner Ausstellung im Bucerius Kunst Forum. Foto: Christoph Schumann, 2018
Anton Corbijn in seiner Ausstellung im Bucerius Kunst Forum. Foto: Christoph Schumann, 2018

Hamburg. "Meine Arbeit ist ein Abenteuer. Und das möchte ich mir noch so lange erhalten, wie es geht." Auch nach rund vier Jahrzehnten kreativen Schaffens ist Anton Corbijn völlig geerdet. Der 1955 geborene Holländer, nein: die Fotos des 1955 geborenen Holländers gehören zu den Stars der diesjährigen Triennale der Photographie, die heute in Hamburg begonnen hat. Zur Eröffnung seiner Ausstellung "Anton Corbijn. The Living and The Dead" im Bucerius Kunst Forum war der Starfotograf im doppelten Sinne eigens an die Elbe gereist. Starfotograf, weil Corbijn seit seinen Anfängen zu den besten Fotografen der Gegenwart zählt, der besonders der Musikwelt seinen Stil aufgedrückt hat. Und Starfotograf, weil der bescheidene Künstler (fast) alle großen Musiker und Bands vor seiner Linse gehabt hat, die seit etwa 1980 die Bühnen der Welt erobert haben: Joy Division, Depeche Mode, Tom Waits, U2, die Rolling Stones, aber auch Kraftwerk und nicht zuletzt Herbert Grönemeyer.

Anton Corbijn im Bucerius Kunst Forum. Foto: Christoph Schumann, 2018
Anton Corbijn im Bucerius Kunst Forum. Foto: Christoph Schumann, 2018

Besonders berühmt geworden ist Cobijn für seine prägnanten, teils grobkörnigen Schwarz-Weiß-Fotos. Was heute als große Kunst erscheint, war anfangs reine Notwendigkeit, sagt Corbijn in Hamburg: "Ein Teil meiner Ästhetik war schlicht finanziell begründet. Ich konnte in den 1970ern und 80ern nur Schwarzweißfilme entwickeln. Außerdem wurden die damaligen Magazine auch nur schwarzweiß gedruckt." Und was damals begann, hält bis heute: "I still try to be the underdog", sagt der vielleicht renommierteste Fotograf der Gegenwart.

Zehntausende Bilder hat Corbijn gemacht, seit er  als Jugendlicher mit der Kamera seines Vaters zu fotografieren begann. Und wie damals fotografiert der Weltstar auch heute noch meist analog: "Wichtige Motive nehme ich mit meiner Leica auf. Das Kommerzielle mache ich digital", so Corbijn, der seit einiger Zeit in Den Haag wohnt.

Die Hamburger Ausstellung versammelt 120 Arbeiten Corbijns aus 40 Schaffensjahren, darunter 20 bisher unveröffentlichte Fotografien. Der erste Teil der Werkschau versammelt 77 der bekanntesten Corbijn-Fotos mit Rockmusikern wie Joy Division, Johnny Rotten oder Depeche Mode. Aufgenommen mit der bekannten Mischung aus arroganter Pose und ungestümer Natürlichkeit, für die Corbijns Blick bekannt geworden ist.

Neben den Musikerporträts stehen wie ein Kontrast Fotos aus der bisher nie gezeigten "Cemetries"-Serie – katholische Friedhöfe, die Corbijn Anfang der 1980er in Italien fotografierte. "Kunst hat immer auch Sinnfragen gestellt", so Ausstellungskurator Franz Wilhelm Kaiser. 

Faszinieren, ja irritieren können darüber hinaus die Arbeiten aus dem Projekt "a.somebody": Für die zweiteilige Serie reiste Corbijn 2002 zurück in seine Geburtsstadt Strijen, um sich in der Maskerade seiner Musikeridole wie Bob Marley, John Lennon und anderen auf die Suche nach seiner Kindheit und Jugend zu begeben. Und die geistigen Anfänge zu erforschen.

Blick in die Ausstellung "The Living and the Dead" im Bucerius Kunst Forum. Foto: PR/Bucerius Kunst Forum
Blick in die Ausstellung "The Living and the Dead" im Bucerius Kunst Forum. Foto: PR/Bucerius Kunst Forum

 

Ausstellungsinfos

Die Ausstellung "Anton Corbijn. The Living and the Dead" im Bucerius Kunst Forum ist Teil der internationalen Triennale der Photographie 2018, die noch bis  September an 80 Orten stattfindet. Beteiligt sind 320 Künstler.

Die Corbijn-Ausstellung im Bucerius Kunst Forum, Rathausmarkt 2, 20095 Hamburg, ist tgl. von 11 bis 19 Uhr geöffnet, donnerstags von 11 bis 21 Uhr. Eintritt Erwachsene 9 Euro, Kinder unter 18 Jahren frei. www.buceriuskunstform.de