Corona-Krise und ihre Folgen: Nordeuropas Arbeitsmarkt vor schweren Zeiten

NEWS Kopenhagen. Auch der Arbeitsmarkt der nordeuropäischen Länder ist von den Auswirkungen des Coronavirus-Pandemie heftig erschüttert. So stieg in Dänemark in den vergangenen Wochen die Zahl der Arbeitslosen um rund 45.000. Am Mittwoch letzter Woche meldeten sich landesweit fast 2.800 DänInnen beim Jobcenter, gab das zuständige Beschäftigungsministerium in Kopenhagen bekannt. Zum Vergleich: An einem normalen März-Mittwoch liegt die Zahl derjenigen, die sich in Dänemark arbeitslos melden, bei durchschnittlich 1.157 Personen. Dennoch sei der Trend leicht positiv, so das Beskæftigelsesministerium, denn eine Woche zuvor hatten sich sogar rund 3.800 Menschen arbeitslos gemeldet. Insgesamt waren am Samstag, 28. März, genau 164.510 DänInnen arbeitslos gemeldet – ein Anstieg von fast 33.800 seit dem 9. März. Der 9. März ist gleichzeitig der Stichtag, ab dem der dänische Staat mit seinem groß angelegten Hilfspaket Unternehmen und Selbständigen rückwirkend mit der Zahlung von Kurzarbeitergeld und anderen Kompensationsleistungen im akuten Krisenfall unterstützt. / cs

Entlassungen und Kurzarbeit betreffen dabei alle Branchen vom Einzelhandel über Dienstleister und den besonders wichtigen Tourismus mit Hotels und Restaurants. Den größten Anstieg Arbeitssuchender im Zeitraum 8. bis 26. März meldet die Region Westjütland an der dänischen Nordsee mit 27,4 Prozent, gefolgt von Nordjütland sowie Kopenhagen und der Hauptstadtregion mit 25,3 bzw. 25,1 Prozent. „Leider zeigt sich schon jetzt deutlich, dass die Corona-Krise unser ganzes Land trifft, auch wenn einige Regionen stärkere Einschläge melden als andere“, so der dänische Arbeitsminister Peter Hummelgaard in einem Pressestatement. Ökonomen rechnen schon jetzt damit, dass 30.000 mehr DänInnen dauerhaft arbeitslos sein werden als vor der Krise. Nach letzten Angaben des dänischen Statstischen Landesamts lag die Zahl der Arbeitslosen im Alter von 15 bis 74 Jahren noch bei 147.000 bzw. 4,9 Prozent.

 

Auch das reiche Norwegen verzeichnete in der letzten Woche den wohl stärksten Einbruch des Arbeitsmarkts in seiner Geschichte. Innerhalt einer Woche stieg die Zahl der arbeitslos Gemeldeten um 142.000 auf jetzt 291.000. Dies entspricht je nach Berechnung einer Arbeitslosigkeit von 10,4 Prozent – die größte Zahl an Arbeitslosen seit dem Zweiten Weltkrieg. Allein am Dienstag letzter Woche meldeten sich 84.000 NorwegerInnen wegen Kurzarbeit oder Entlassung beim zuständigen NAV (Ny arbeids- og velferdsforvaltning). Etwa die Häfte der Betroffenen sind Frauen. Dies liegt vor allem daran, dass Reise- und Transportbranche mit einer Steigerung um 299 Prozent sowie der Dienstleistungssektor mit 223 Prozent zu den am meisten betroffenen Branchen zählen. Es folgt der Einzelhandel mit 171 Prozent. Regional sind die wirtschaftlich aktiven Regionen Trøndelag mit Trondheim und Oslo am stärksten betroffen. „Norwegens Wirtschaft und Arbeitsmarkt befinden sich in einer Zeit großer Herausforderungen“, so Arbeitsministerin Sigrun Vågeng. Sie rechne mit einer weiteren Verschlechterung. Und der Gewerkschaftsvorsitzende Hans-Chrstian Gabrielsen ergänzte: „Ich bin wirklich besorgt. Solche Zustände habe ich auf dem norwegischen Arbeitsmarkt noch nie gesehen.“

 

Schweden, das immer noch eine in großen Teilen andere Gesundheitspolitik im Umgang mit dem Coronavirus versucht, verabschiedete vor wenigen Tagen ebenfalls ein Krisenpaket, um die heimische Wirtschaft zu stützen. Darin sind unter anderem neue Kurzarbeitsregelungen vorgesehen. Denn, so Finanzministerin Magdalena Andersson von den Sozialdemokraten: „wir stehen vor großen und schweren Zeiten.“ Die schwedische Bank Swedbank rechnet schon im Sommer mit zehn Prozent Arbeitslosen. Der ehemalige Finanzminister Anders Borg sogar mit bis zu 20 Prozent. Zuletzt lag die Arbeitslosigkeit in Schweden bei 6,8 Prozent.

 

Stand: Sonntag, 29. März 2020, 12.00 Uhr