Dänisches Start-up Sprout: Nach Gebrauch in neuer Blüte

Teebeutel und Löffel in einem: der Sprout Spoon. Foto: PR
Teebeutel und Löffel in einem: der Sprout Spoon. Foto: PR

WIRTSCHAFT Kopenhagen. Es kommt nicht immer darauf an, gute Einfälle selbst zu haben – manchmal ist es noch wichtiger, das Potenzial eines innovativen Ansatzes zu erkennen. Genau so erging es Michael Stausholm mit Sprout. Vor sieben Jahren stieß der dänische Unternehmer auf der Crowdfunding-Plattform www.kickstarter.com auf eine Idee einiger Studierender vom Massachusetts Institute of Technology (MIT): einen Bleistift, der nach Gebrauch zu einer Pflanze wird. Der Stift sollte dabei nicht nur nachhaltig hergestellt, sondern auch biologisch abbaubar sein. Eine Art Gegenentwurf zum Kugelschreiber aus Kunststoff also. „Jahr für Jahr werden etwa 50 Milliarden Kugelschreiber produziert und verkauft. Das sind 135 Millionen Plastikstifte pro Tag, denn meist bestehen sie ja aus Mineralöl. Eine riesige Menge Plastik, die früher oder später im Müll landet“, rechnet der 50-jährige Stausholm vor. „Wenn wir nur einen kleinen Teil dieser Kunststoffschreiber durch pflanzbare Stifte ersetzen können, gibt es genug Grund für ihre Herstellung“, so der Unternehmer im Gespräch mit mir weiter.

Neue Herausforderungen

Da er nach erfolgreichen Jahren im Shipping-Business bei der dänischen Reederei A.P. Møller-Mærsk sowie in der Textil- und Modebranche auf der Suche nach neuen Herausforderungen war, schlug Stausholm spontan zu. Ein knappes Jahr lang vertrieb der umtriebige Däne die innovativen Stifte lediglich, ehe er den amerikanischen Erfindern die Rechte am weltweit einzigen Stift, der sich nach Gebrauch in eine Pflanze verwandelt, abkaufte. Eine Entscheidung mit Zukunft: Inzwischen wurden rund 20 Mio. Sprout-Stifte verkauft, teils Schreib-, teils Malstifte. Stausholm: „Ich glaube, der Erfolg hat vor allem einen Grund: Das Thema Umwelt und Nachhaltigkeit können alle verstehen – Erwachsene ebenso wie Kinder.“ Umdenken sei nicht an Generationen gebunden. Nachhaltigkeit in der Produktion und gute Arbeitsverhältnisse gehören für den Familienvater eng zusammen. Das offiziell Sprout Europe ApS genannte Unternehmen mit Hauptsitz in Brøndby bei Kopenhagen hat 22 MitarbeiterInnen und fertigt deshalb auch ausschließlich in Europa – für die Märkte Europa und den übrigens Weltmarkt – sowie in den USA für Nordamerika.

 

Ungiftig aus zertifizierten Quellen

Die Kriterien sind dabei streng: Alle Sprout-Stifte sind zu 100 % aus umweltfreundlichem Material hergestellt und Cradle-to-Cradle zertifiziert. Am Ende jedes der einzigen patentierten Samenbleistifte der Welt finden Nutzer eine kleine Samenkapsel. Wird der Stift nach dem Schreiben oder Malen zu kurz, um ihn in der Hand zu halten, pflanzt man den Stumpf kopfüber in Blumenerde – und es wachsen je nach Samen Kräuter, Blumen, Gemüse oder ein Bäumchen. Die umweltfreundlichen Stifte sind komplett biologisch abbaubar. Alle Sprout-Farb- und Graphitstifte sind darüber hinaus ungiftig und bleifrei, auch die klassisch so genannten Bleistifte. Die Materialien für die Schreibgeräte gewinnt Sprout aus nachhaltiger Produktion. Alle Stifte bestehen aus PEFC- und FSC-zertifiziertem Holz. Vertrieben werden die Stifte heute in 80 Ländern weltweit, so Stausholm. Größte Märkte sind Deutschland, Frankreich, Italien sowie die USA. Größte Sprout-Kunden sind „grüne“ Firmen, die die Stifte mit ihrem eigenen Logo oder Branding versehen und beispielsweise als umweltfreundliches Werbegeschenk oder Giveaway bei ihren Marketingkampagnen nutzen.

 

Teebeutel und Löffel in einem

Neben dem ›Klassiker‹ hat Sprout zwei neue Produkte im Angebot. Ein Make-up-Stift als Eyeliner und Augenbrauenstift. Und den in Deutschland erfundenen „Sprout Spoon“, einen 100 % biologisch abbaubaren Teebeutel mit integriertem Faltlöffel. Dieser wird zwar nicht zu einer Pflanze, enthält anders als übliche Teebeutel und Rührstäbchen aber weder Plastik noch Metallklammern oder Folie, so dass er im Bioabfall entsorgt werden kann. Zielgruppe für den „Sprout Spoon“ sei insbesondere der Drink-to-go-Markt mit Unternehmen wie Hotels, Restaurants, Tanktstellen oder Fluggesellschaften, sagt Sprout-Gründer und –Vorstand Michael Stausholm: „Für mich ist der Sprout Spoon eine Antwort auf eine der großen Herausforderungen der Welt und das Abfallproblem der Unterwegs-Getränke. Allein die Amerikaner verwenden täglich 100 Mio. Plastiklöffel oder –rührstäbchen, deren Zersetzung bis zu 1000 Jahre dauern kann. Dass die EU Kunststoffgeschirr und –besteck verboten hat, ist ein wichtiger Schritt. Unser Sprout Spoon ist ein weitere durchdachte Alternative.“

 

Hintergrund

Das dänische Start-up Sprout Europe ApS hat sich seit 2014 auf umweltfreundliche Alltagsprodukte spezialisiert. Dazu gehören neben den Stiften von Sprout (Sprout Pencil) seit kurzem auch die 2-in-1 Teebeutel und Löffel mit dem Namen Sprout Spoon sowie Sprout Makeup-Stifte. Laut Firmenangaben liegt allein der Umsatz mit den Sprout-Stiften bei 5 Mio. Euro (2018). Rund 80 % der Sprout-Produkte gehen an Groß- oder Firmenkunden wie Disney, Porsche, Coca-Cola, Ikea, Unilever, die Deutsche Bahn und andere. Die übrigen 20 % seines Umsatzes macht Sprout mit Endverbrauchern. Vertriebswege sind ausgewählte Einzelhandelsgeschäfte sowie Onlinehändler wie Amazon, wo Sprout zurzeit in sieben Ländern erhältlich ist, darunter auch Deutschland.

 

Mehr Infos zu Sprout gibt es auf der Webseite des Unternehmens: www.sproutworld.com